Unter dem Motto „Schimmel in Gebäuden – Risiken – Kosten – Vorsorge“ traf sich am 20. und 21. März 2015 bereits zum 5. Mal die Fachwelt aus diesem Bereich in Würzburg. Veranstaltungsort des Kongresses war das neu eröffnete NOVUM Conference & Events. Im Fokus des Fachforums standen die drei Stichworte „Risiken – Kosten – Vorsorge“. Risiken werden oft unterschätzt, Kosten müssen minimiert werden und Vorsorgemaßnahmen werden meist nicht getroffen.
Prof. Dr. Christian Hanus, Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur und Leiter des Departements für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems (Österreich), Moderator der zweitägigen Veranstaltung, sagte in seiner Einführung: „Beim Würzburger Schimmelpilz-Forum handelt es sich keineswegs um eine Fachtagung für Innenraumlufthygieniker, sondern um eine Wissensaustauschplattform für alle Fachpersonen im Bauwesen, für Verantwortungsträger aus der Politik und von Behörden, für Immobilieneigentümer, -betreiber und –nutzer, für Vertreter aus der Rechtsprechung, aus dem Versicherungswesen und aus der Investorschaft, die mit der Schimmelpilzproblematik im Bauwesen irgendwie konfrontiert sind.“
Sparen, egal was es kostet! Sanierungskosten bei Schimmelschäden
Unter dieser Überschrift stand der erste Veranstaltungstag. Dr. Gerhard Führer, ö.b.u.v. Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen und Initiator des Würzburger Schimmelpilz-Forums referierte zum Thema: „Schimmelschäden – gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen“. Der damit eng im Zusammenhang stehende Erfahrungsbericht und die Krankheitsgeschichte eines privaten Bauherrn, der auch nach acht Jahren Leidens- und Sanierungszeit sein Haus nicht beschwerdefrei betreten kann, ist bei allen Teilnehmern auf große Resonanz gestoßen.
Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich Renate Schlusen, Personalleiterin des Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt mit der Frage, ob Schimmelpilzbefall, im Hinblick auf eventuell erhöhte, gesundheitlich bedingte Ausfallzeiten von Mitarbeitern, ein gesetztes Thema in Betrieben und Unternehmen ist. Den eher wirtschaftlichen Aspekt betrachtete Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bogenstätter, Professor für Technisches Gebäudemanagement an der Hochschule Mainz, Leiter des Institute for Building Operations Research mit seinem Vortrag „Welche Folgen haben Schimmelrisiken/ -schäden für Wohnungsbewirtschafter?“.
Im Anschluss erklärte Rechtsanwalt Helmut Aschenbrenner, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht die rechtlichen Grundlagen. Sein Vortragsthema: „Der ‚Schimmel-Gutachter‘ und seine Haftung“. Dr. Christoph Trautmann, Geschäftsführer der Umweltmykologie Dr. Dill und Dr. Trautmann GbR in Berlin, stellte „(Un)geeignete mikrobiologische Untersuchungsmethoden vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen am Umweltbundesamt“ vor. Wesentlicher Ausführungspunkt war, dass die feuchteabhängige Dynamik mikrobieller Prozesse bis heute noch nicht vollständig verstanden wird.
Für reichlich Diskussionsstoff sorgte Dr. Sonja Stahl, Sachverständige für Schimmelpilze am peridomus Institut Dr. Führer, mit ihrem Vortrag zum Thema „Mikrobiologische Bestandsaufnahme: Beispiele aus der Praxis“. Sie informierte darüber, wie sorglos und schon beinahe fahrlässig mit der Gesundheit unserer Kinder umgegangen wird, wenn es um das Erkennen und die (oft kostenintensive) Beseitigung von Schimmelschäden in Kindergärten geht. Wie es richtig geht zeigte Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) Michael Thiesen in seiner Präsentation „Sanierung konkret – Fachgerechte Schimmelsanierung“. Als Abschluss des ersten Tages übernahm Prof. Dr. Christian Hanus den Part des erkrankten Prof. Dr. Helmut Floegl. Er berichtete über „Standardisierte vergleichbare Lebenszykluskostenberechnungen“ von Gebäuden vor dem Hintergrund eines Schimmelschadens. In den Pausen gab es beim Essen, leckeren Snacks und Getränken ausreichend Gelegenheit, sich gegenseitig auszutauschen und sich mit Fachliteratur zu versorgen.
Vorsorge: Mit geringem Aufwand kostenträchtige Schäden vermeiden
war der thematische Schwerpunkt am zweiten Tag des Schimmelpilz-Forums in Würzburg. Bernhard Riedl, selbstständiger Diplom-Ingenieur und Architekt, ö.b.u.v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden und Bauherrenberater im Verband privater Bauherren berichtete über „Verdeckte mikrobielle (Bau-)Schäden bei der (Neubau-) Abnahme“. Als wesentlichen Punkt stellte er die oft mangelnde Bauhygiene dar. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Jürgen B. Schrader. Der Diplom-Ingenieur (FH) und Architekt sowie ö.b.u.v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden referierte über „Bestandserneuerung: (Verdeckten) Schimmel erkannt oder überbaut?“. Eine fehlende mikrobiologische Bestandsaufnahme führt in der Folge häufig zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Schadensersatzansprüchen.
Schimmel live
Die traditionelle Abendveranstaltung des Würzburger Schimmelpilz-Forums stand im Jubiläumsjahr unter dem Motto „Schimmel live“. Die Teilnehmer kamen in den Genuss, Schimmel in mehreren Erscheinungsformen live erleben zu können. Den Anfang machte eine Kutsche, die – von zwei Schimmeln gezogen – auf dem Würzburger Marktplatz vorfuhr. Sie brachte den Gästen Schimmelkäse aus drei europäischen Ländern, der zur Verkostung serviert wurde. Im Anschluss spazierte die Gruppe auf die Alte Mainbrücke und genoss dort in frühlingshafter Atmosphäre einen Schoppen Wein, der mit Hilfe von Hefepilzen produziert wird. Schließlich ging es in den Ratskeller. Dort gab es neben Bratwürstchen mit Sauerkraut (bei dessen Herstellung Mikroorganismen zum Einsatz kommen) noch weitere gutbürgerliche Köstlichkeiten. Der Abend fand einen gemütlichen Ausklang mit regen (nicht nur) fachspezifischen Diskussionen.
Das nächste Würzburger Schimmelpilz-Forum findet am 11. und 12. März 2016 im Tagungsbereich der Residenzgaststätten statt. Wir freuen uns darauf!
Impressionen von der Veranstaltung