So manche kontroverse Diskussionen und kritische Stimmen löste das Würzburger Schimmelpilz-Forum in den 10 Jahren seines Bestehens aus. Dennoch lies es sich das Fachforum nicht nehmen, offensiv über komplexe Sachverhalte zu informieren und gängige Sanierungsmethoden zu hinterfragen. Diverse Irrungen und Sanierungsfehler wurden interdisziplinär diskutiert und aufgedeckt. Innovativen Verfahren und neuen Denkansätzen wurde eine Bühne gegeben. Dabei standen stets wissenschaftliche Erkenntnisse im Fokus, die so manche persönliche Meinungen und Überzeugungen widerlegten. Ein Vorreiter in Sachen Aufklärung zu sein, ist nicht immer einfach und wird von manchem Zeitgenossen oder Unternehmen auch gar nicht gewünscht. |
Des einen Leid, des anderen Freud
Um die wirtschaftliche Bedeutung von Schimmel geht es am 27. und 28. März 2020 im Gesandtenbau des Weltkulturerbes Residenz Würzburg. Die Schimmelproblematik in Innenräumen und Gebäuden hat mehrere Facetten. 1. Mit immer besseren Untersuchungsmethoden werden immer mehr Schimmelschäden aufgedeckt und können dem Verursacher immer öfter eindeutig zugeordnet werden. Zusätzlich werden die Rechte von Betroffenen durch verschiedene neue obergerichtliche Entscheidungen geschützt und ausgeweitet. Dies führt in der Konsequenz zu immer mehr erkannten Schimmelschäden und zu immer höheren Schadenspotentialen. 2. Wirtschaftlich betroffen sind hauptsächlich die Bauwirtschaft und die Versicherungsbranche wegen zugrunde liegender Haftpflicht- und Gebäudeschäden. Bei derartigen Schäden geht die aktuelle Rechtsprechung noch einen Schritt weiter: Bei einem Schimmelbefall ist dieser in jedem Falle vollständig und fachgerecht zu beseitigen. Der Einwand der Unverhältnismäßigkeit der Mängelbeseitigungskosten kann dabei nicht geführt werden. In diesem Zusammenhang sind die rechtlichen Folgen von unvollständigen Sanierungen oder gar Falschsanierungen interessant: Unternehmen, die in Innenräumen und Gebäuden beispielsweise heute noch immer routinemäßig desinfizieren oder Biozide gegen Schimmel einsetzen, stehen unter Umständen morgen bereits in einer haftungsrechtlichen Auseinandersetzung, wie dies im neueren Schrifttum prognostiziert wird. 3. All dies unterstützt fachkompetente und innovative Sanierungsunternehmen, die die wirtschaftlichen Gewinner bei vollständiger und fachgerechter Beseitigung von Feuchteschäden und deren Schimmelfolgen sind. Hier eröffnet sich ein neuer Markt, der allerdings den Unternehmen und ihren Mitarbeitern ein hohes Maß an Wissen und Kompetenz abverlangt. Deshalb scheinen postgraduale Aus- und Weiterbildungen nötig, wie sie z. B. an der Donau-Universität Krems und an der Hochschule Mainz bereits etabliert sind. |
Prävention ökonomisch sinnvoller
Die mehr als eine Million (Leitungs-)Wasserschäden und Schimmelfolgeschäden durch Neubaufeuchte kosten bereits heute mehrere Milliarden Euro pro Jahr alleine in Deutschland – Tendenz steigend. Nur einen Bruchteil der derzeitigen Regulierungskosten für die Schadensbeseitigung gezielt in die Vorbeugung investiert, würde in der Gesamtschau die Kosten für die eigentliche Sanierung und deren wirtschaftliche Folgen wie Nutzungsaussetzung, Mietausfall, Sachverständigen- und Rechtsberatungskosten, Feinreinigung und Sanierungskontrolle, deutlich vermindern. Präventives Handeln könnte gefördert und gesundheitliche Gefährdungspotenziale im Vorfeld erkannt werden. Fehlerquellen und Kostenfallen würden vermieden, Qualitätsstandards etabliert. Davon ist Dr. rer. nat. Gerhard Führer, Initiator des Fachforums, überzeugt, weshalb er sich bereits seit dessen Gründung für Schimmelprävention beim Neubau und im Bestand einsetzt. Würden die Methoden der Prävention in die Hochschulausbildung und die Fortbildungen der Bauschaffenden integriert, wäre dies, so Führer, ein wichtiger Meilenstein in der Prophylaxe. Denn eigentlich können wir es uns als Gesellschaft bei immer häufiger auftretenden (Groß-)Schäden und immer höheren Schadenspotentialen gar nicht mehr leisten, uns Schimmelprävention nicht zu leisten. Um vertiefenden Wissenstransfer geht es auch in den Diskussionsworkshops, die im Jubiläumsjahr neu in das Programm aufgenommen werden. Der Gesprächsbedarf der vergangenen Jahre hatte gezeigt, dass großes Interesse am offenen interdisziplinären Austausch von praxisbezogenem und wissenschaftlich fundiertem Know-how besteht. Die Veranstalter des 10. Würzburger Schimmelpilz-Forums sind das unterfränkische Sachverständigen-Institut peridomus, die Donau-Universität Krems sowie die Hochschule Mainz. Das Expertenforum findet am Freitag, dem 27. und Samstag, dem 28. März 2019 im Gesandtenbau der Residenz Würzburg statt. Das Tagungsprogramm, Infos zur Abendveranstaltung anlässlich des 10-jährigen Jubiläums (am Abend des ersten Veranstaltungstages) und die Teilnahmebedingungen finden Sie in Kürze hier zum Download. Video-Clips mit Statements der Veranstalter und Referenten finden Sie hier. |
Mitglieder des wissenschaftlichen Fachbeirats
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bogenstätter, Hochschule Mainz Hans-Dieter Fuchs, Anwaltskanzlei Fuchs und Kollegen, München Dr. Gerhard Führer, Sachverständigen-Institut peridomus, Würzburg/Himmelstadt Prof. Dr. Christian Hanus, Donau-Universität Krems (Österreich) Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Rohrbach, Wien (Österreich) Dr. Christoph Trautmann, Umweltmykologie, Berlin Gerd Warda, Chefredakteur – Wohnungswirtschaft heute, Bosau |