Immer häufiger werden in der Sanierungspraxis Schimmelpilzschäden mit Desinfektionsmitteln behandelt und immer mehr Firmen werben mit wirksam geprüften Schimmelpilzentfernern. Die nachgewiesene Wirksamkeit bezieht sich in der Regel auf die Auswertung der Keimzahlbestimmung …
Fachbeitrag zum 4. Würzburger Schimmelpilz-Forum
1. Zusammenfassung
Immer häufiger werden in der Sanierungspraxis Schimmelpilzschäden mit Desinfektionsmitteln behandelt und immer mehr Firmen werben mit wirksam geprüften Schimmelpilzentfernern. Die nachgewiesene Wirksamkeit bezieht sich in der Regel auf die Auswertung der Keimzahlbestimmung.
Da auch von abgetöteten und nicht keimfähigen Schimmelpilzen allergene und reizende Wirkungen ausgehen können (1), wurden in einer Versuchsreihe die Wirksamkeit von verschiedenen Desinfektionsmitteln und Schimmelpilzentfernern getestet. Zusätzlich zu der Analyse der Keimzahl wurde auch die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel auf die Gesamtzellzahl (Biomasse) und die Stoffwechselaktivität der Schimmelpilze untersucht.
In dieser Versuchsreihe wurde ein abgetrockneter Schimmelpilzbefall auf einer handelsüblichen Raufasertapete mit verschiedenen Desinfektionsmitteln behandelt. Auf ihre Wirksamkeit getestet wurden 70%-iges Isopropanol, Jati-Schimmelentferner (Hauptwirkstoff Wasserstoffperoxid mit Fruchtsäureanteil), Ceresit-Anti-Schimmel (Hauptwirkstoff Natriumhypochlorid und 12%-iges Wasserstoffperoxid). Die Proben wurden bezüglich ihrer Gesamtzellzahl (GZ/cm²), ihrer biochemischen Aktivität (BA/cm²) und der Keimzahl (KBE/cm²) nach 2 Stunden, 24 Stunden, 6 Tagen und einem Monat analysiert und ausgewertet.²
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass nach insgesamt einem Monat Inkubationszeit keines der Desinfektionsmittel die Gesamtzellzahl reduzieren konnte. Mit Ausnahme des Ceresit-Anti-Schimmel waren alle Proben stoffwechselaktiv. Nur die Keimzahl verzeichnete einen Rückgang bis zur Hintergrundbelastung (2).
2. Einleitung
Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die natürlicherweise in der Umwelt vorkommen. Kommt es zu einem vermehrten Schimmelpilzwachstum in Innenräumen, kann es bei den Bewohnern dieser Räumlichkeiten zu gesundheitlichen Reaktionen kommen und aus diesem Grund empfiehlt das Umweltbundesamt aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes das Schimmelpilzwachstum zu unterbinden und zu entfernen.1
Mikroorganismen wie Schimmelpilze und Bakterien benötigen für ihr Wachstum Wärme, Nahrung und Feuchtigkeit. Das Temperaturoptimum für die meisten Schimmelpilze liegt bei 26°C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit um die 75%. Allerdings zeigt sich auch bei Extremtemperaturen und bei sehr hoher bzw. sehr niedriger Luftfeuchtigkeit Schimmelpilzwachstum (1). So kann zum Beispiel auch ein aktives Wachstum von Schimmelpilzen in Dachstühlen bei deutlich niedrigeren Temperaturen nachgewiesen werden. In Innenräumen ist davon auszugehen, dass Wärme und Nährstoffe ausreichend vorhanden sind, daher ist die Feuchtigkeit der ausschlaggebende Faktor für ein Schimmelpilzwachstum.
Der eigentliche Schimmelpilz besteht aus verzweigten Hyphen, die das Myzel bilden. Das Myzel ist vergleichbar mit dem Wurzelgeflecht im Erdreich eines Waldpilzes. Es kann sich über eine weite Flächen ausdehnen; es wächst in die Breite und Tiefe, um Nährstoffe und Feuchtigkeit zu finden und aufzunehmen. Dieses Myzel ist für das menschliche Auge nicht sichtbar. Aus dem Myzel entstehen Sporenträger, an denen sich die Sporen entwickeln und nachfolgend in die Raumluft abgegeben werden. Erreicht dieses Luftmyzel eine hohe Dichte, wird es für das menschliche Auge sichtbar. Dies bedeutet, dass eine optische Sichtprüfung eines Baumaterials aus einem Schadensbereich nur eine sehr begrenzte Aussagekraft hat.
Das Myzel entsteht durch das Auskeimen einer Spore. Wenn eine Spore von genügend Feuchtigkeit umgeben ist, beginnt das Auskeimen und das Wachstum nach 2 bis 5 Tagen. Um eine Vermehrung zu gewährleisten, muss so lange Feuchtigkeit vorhanden sein, dass der gesamte Kreislauf durchlaufen werden kann. Dies bedeutet, dass das schnelle Entziehen der Feuchtigkeit das einzige Mittel ist, um einen Schimmelpilzschaden zu vermeiden (3).
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