In Wohn- und Bürogebäuden werden überwiegend schwimmende Estriche eingebaut. Tritt ungewollt Wasser in solchen Gebäuden aus, läuft dieses über die Estrich-Randfugen und sonstigen Öffnungen in die Dämmschichtebene unter dem Estrich.
Stahlbeton-Geschossdecken (und -Bodenplatten) sind meist so dicht, dass das eingedrungene Wasser zunächst zwischen der Geschossdecke und der Dämmschichtebene verbleibt. Ist genügend freie Feuchtigkeit auf den Bauteiloberflächen vorhanden, keimen und wachsen nach kurzer Zeit Mikroorganismen.
Um solches Wachstum zu beenden bzw. die Auskeimung zu verhindern und weitere negative Einflüsse der Feuchtigkeit auf Bauteile zu vermeiden, werden solche Estriche technisch getrocknet. Die Untersuchung zeigt, dass bei den am häufigsten verwendeten Materialkombinationen eine technische Trocknung von Estrichen auf Dämmschichten nicht sicher und nicht vollständig erreicht wird.
Eine mikrobielle Eskalation nach einer Durchfeuchtung von Estrichdämmschichten ist während der Trocknung unvermeidbar.
Durch den Einbau einer Ventilationsschicht zwischen der Stahlbeton-Geschossdecke oder -Bodenplatte konnte im Versuchsaufbau eine vollständige Trocknung der Dämmplatten erzielt werden. Eine mikrobielle Eskalation hat sich dabei nicht eingestellt.
1. Anlass für die Untersuchungen
Die durchfeuchteten Dämmschichten unter den Estrichen werden in der Regel durch technische Trocknung (Zwangstrocknung) entfeuchtet. Der Trocknungserfolg ist jedoch nicht nachprüfbar. Ob in diesem Bodenaufbau durch die Befeuchtung eine mikrobielle Eskalation stattgefunden hat, kann letztlich nur durch den Ausbau der Dämmschicht unter dem Estrich ermittelt werden. In diesem Falle wäre jedoch die technische Trocknung wirtschaftlich sinnlos.
Ziel der im Rahmen einer Dissertation an der Universität Innsbruck durchgeführten Untersuchungen war, zu überprüfen, ob schwimmend eingebaute Estriche auf verschiedenen Dämmschichten grundsätzlich technisch vollständig (bis zur Ausgleichsfeuchte) getrocknet werden können. Es gibt sehr viele denkbare Estrich–Dämmschicht–Kombinationen. Hier wurden nur die am häufigsten vorkommenden Kombinationen mit einem Faserdämmstoff (Mineralwolle, KMF) und einem Schaumkunststoff (expandiertes Polystyrol, EPS) unter einem Zementestrich untersucht. Außerdem sollte untersucht werden, ob sich im Zuge dieser Trocknung eine mikrobielle Eskalation, insbesondere im Hinblick auf Schimmelpilze, vermeiden lässt.
2. Versuche im Freigelände der Universität Innsbruck
Um die Fragen der Trocknung und einer mikrobiellen Eskalation beantworten zu können, wurde ein Versuchsstand aufgebaut. In diesem Versuchsstand wurden 2 Räume à 10 m² Grundfläche errichtet.
In diese Räume wurden nacheinander mehrere schwimmende Estriche eingebaut, bewässert und nach dem Stand der Technik im Unterdruckverfahren wieder getrocknet.
Die Estriche wurden wie folgt aufgebaut:
Abweichend vom üblichen Aufbau wurde in das Versuchsfeld „A3“ eine Monofilamentlage (Wirrgelege) zwischen Bodenplatte und EPS-Dämmschicht eingebaut, was einer Ventilationsschicht entspricht.
Anschließend wurde der Estrich mit der Dämmung jeweils ausgebaut. Die ausgebauten Dämmschichten (EPS und KMF) wurden weiter untersucht: Zum einen wurde der Wassergehalt ermittelt und mit dem Einbauwassergehalt verglichen, zum anderen wurden Keimdichten (kultivierbare Schimmelpilz- und Bakteriensporen) der Dämmschichten bestimmt.
4. Trocknungserfolg
Nach 2 Wochen (EPS) bzw. 3 oder 4 Wochen (KMF) Trocknung im Unterdruckverfahren war ein Feuchtegleichgewicht zwischen der Raumluft und der abgesaugten Luft erreicht. Es wurde also kein weiteres Wasser aus der Estrichkonstruktion ausgetragen. Nach dem Ausbau und dem Wiegen der Dämmplatten zeigte sich, dass sowohl bei den EPS-Dämmplatten als auch bei den KMF-Dämmplatten eine große Streuung der Wassergehalte vorlag.
Eine Ausnahme bildete das Versuchsfeld A3, in welches die Monofilamentlage bzw. Ventilationsschicht eingebaut war.
Obwohl gegen Ende der Trocknungsphase die Messungen der Wassergehalte an Raumluft und Abluft (im 2-Minuten-Raster) keine weitere Entfeuchtung des Estrichaufbaus ergaben, waren die Dämmschichten partiell nass. Die Verteilung der nicht getrockneten Dämmplatten wies keinen Bezug zu den Wänden oder der Absaugstelle auf.
5. Mikrobiologische Situation
Vor dem Einbau des schwimmenden Estrichs
- In der EPS-Platte vor Einbau konnten keinen pilzlichen KBE im Rahmen der Nachweisgrenze nachgewiesen werden (KBE = KolonieBildenden Einheiten).
- In der KMF vor Einbau konnten Penicillium spp. in einer Dichte von 4,9 x 10² KBE/g nachgewiesen werden. Sonst waren keine pilzlichen KBE im Rahmen der Nachweisgrenze nachweisbar.
- Im Baustaub konnten Penicillium spp. in einer Dichte von 5,4 x 104 KBE/g (MEA) nachgewiesen werden. Sonst waren im Rahmen der Nachweisgrenze keine pilzlichen KBE nachweisbar.
Nach dem Ausbau des schwimmenden Estrichs
Unmittelbar nach dem Ausbauen und Wiegen der Dämmplatten wurde ein sog. Transekt aus den Dämmplatten ausgeschnitten: Dazu wurde ein etwa 5 cm breiter Streifen von der Raummitte (Absaugebohrung) bis in eine Raumecke in 10 cm lange Abschnitte unterteilt. Die einzelnen Abschnitte wurden anschließend in der zehnfachen Menge steriler 0,85 %iger Kochsalzlösung (versetzt mit 0,05 % Tween 80) suspendiert. Verschiedene Verdünnungen der Suspensionen wurden in Duplikaten auf Malzextraktagar (MEA) bzw. DG18 Agar ausgespatelt und für 7 Tage bei 25 °C bebrütet. Zum Nachweis von Bakterien wurden die Suspensionen auf TSA ausgespatelt und in Duplikaten jeweils für 48 Std. bei 25 °C bzw. für 24 Std. bei 37 °C bebrütet. Die wachsenden Kolonien konnten somit beobachtet werden. Die Kolonien wurden gezählt als KBE pro Gramm Trockengewicht.
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