Für die Neuentwicklung von Technologien oder die Verbesserung vorhandener Techniken ist es oft erforderlich, sich intensiver mit der Physik oder anderen Wissenschaften zu beschäftigen.
Beitrag zum 6. Würzburger Schimmelpilz-Forum
1. Kurzfassung
Für die Neuentwicklung von Technologien oder die Verbesserung vorhandener Techniken ist es oft erforderlich, sich intensiver mit der Physik oder anderen Wissenschaften zu beschäftigen.
Dämmungen können raumseitig eine gleichmäßigere Wärmeverteilung erreichen und somit kalte Stellen und Schimmelrisiken vermindern. Jedoch schaffen es viele Dämmsysteme nicht, das mit dem Material und der Verarbeitung entstehende Feuchteproblem zu beherrschen, weil sie diffusionsdicht sind. Eine Dämmung, welche die Feuchte einschließt, nicht austreten lässt und/ oder kalt bleibt, kann auch selbst verschimmeln. Die größten Risiken ergeben sich dabei
- in der Dämmung der Außenwände (der größte Anteil)
- in der Einbringung von Materialfeuchte
- in mangelhafter Arbeit wegen fehlender Kenntnisse
- in nicht ausreichender Entfeuchtung (Lüftung)
Viele Dämmungen sind umstritten, weil sie keine solare Erwärmung erlauben, so dass sich die theoretische Energieeinsparung in der Praxis als Null erweisen kann.
Mit oder ohne Sanierungsmaßnahmen ist es erforderlich, die Feuchtebilanz (abtransportierte Feuchte größer oder gleich entstandener Feuchte) im Gebäude und in der Bausubstanz (Außen- und Innenseite) in Ordnung zu halten. Fazit: Durch Regelung der Feuchte ist Schimmel vermeidbar.
2. Grundlagen: Wodurch Schimmel entsteht und wodurch nicht
Die Feuchte entscheidet darüber, ob und wann Schimmel und Feuchteschäden auftreten. Demgegenüber sind für Schimmelwachstum alle anderen Faktoren wie Temperatur, pH-Wert, organische Substanz vernachlässigbar, aber in Gebäuden, Büros und Wohnungen ausreichend vorhanden.
3. Feuchtephysik
Zur Feuchtephysik gibt es viele und komplizierte Formeln. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, diese zu erklären. Ihr Verständnis allein reicht jedoch nicht aus. Wichtig ist es, die Prinzipien und Vorgänge zu verstehen, die formal mit Formeln beschrieben werden.
Wodurch wird Feuchte erzeugt oder beeinflusst?
- Materialfeuchte durch Bautätigkeit (Mörtel, Putz, Estrich, Tapete, Farbe usw.)
- Materialfeuchte durch Schäden: Undichtes Dach, Leckage in der Dachrinne, Wasserrohrbruch usw.
- Nutzungsbedingte Feuchteeinträge
Die in Häusern gewollt oder ungewollt vorliegende Feuchtemenge reicht scheinbar häufig aus, um Schimmelwachstum zu ermöglichen (wie viele der Leidtragenden berichten können). Luft kann Wasserdampf nur halten, bis sie gesättigt ist. Die Sättigungsgrenze ist 100% relative Feuchte (r.F., relativ = bezogen auf die Sättigungsgrenze). Somit bedeutet 50%, dass die Luft nochmal soviel an Feuchtemenge aufnehmen kann wie sie aktuell hat.
Die relative Feuchte und somit die Kondensation von Wasserdampf aus der Luft ist abhängig von der Temperatur. Wenn die Temperatur in einem geschlossenen Raum erhöht wird, dann steigt das Fassungsvermögen der Luft für die Feuchte an. Wenn das Fassungsvermögen sich z.B. verdoppelt, dann halbiert sich die aktuelle relative Feuchte von beispielsweise 70% auf 35% r. F. Hier kann Heizen helfen, um die Toleranzgrenze (Entstehung von Überschussfeuchte) in günstiger Richtung zu verschieben. Andererseits kann eine hohe Temperatur auch sehr täuschen, weil in warme Luft weit mehr Feuchte passt und somit eine Zunahme nicht so leicht bemerkt wird.
Probleme:
- Temperaturunterschiede zeitlich oder räumlich, also Abkühlen oder kühlere Stellen (wie Ecken und Fenster).
Kondensation tritt in der Theorie ab 100% r.F. auf, in der Praxis aber schon viel früher (je nach Anwendung und Porentiefe unterschiedlich). - Bei hohen Temperaturen kann in der Luft relativ viel Feuchte enthalten sein, wie der Graph (Kennlinie) in Abb. 1 zeigt, so dass eine kleine Absenkung der Temperatur genügt, um schnell in die Überschussfeuchte zu geraten bzw. viel Feuchte entstehen zu lassen.
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Führen energetische Sanierungen zu einer Verschärfung der Schimmelproblematik?