Verdeckte mikrobielle Schäden werden von Sachverständigen aufgrund ihrer Erfahrung und durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden lokalisiert und überprüft. Zu einer der effizientesten Methoden wird von vielen Sachverständigen der Einsatz von Schimmelpilzspürhunden gezählt.
Fachbeitrag im Rahmen des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums
Verdeckte mikrobielle Schäden werden von Sachverständigen aufgrund ihrer Erfahrung und durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden lokalisiert und überprüft. Zu einer der effizientesten Methoden wird von vielen Sachverständigen der Einsatz von Schimmelpilzspürhunden gezählt.
Andererseits wird der Einsatz von Schimmelpilzspürhunden von einem anderen Teil der Sachverständigen abgelehnt. Bei einer Gegenüberstellung der Argumente beider Seiten wird deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Spürhundführer und Spürhund sowie deren Ausbildungsqualität entscheidend für den Erfolg eines Spürhundeinsatzes sind.
Um den Erfolg und die Qualität von Spürhundbegehungen besser dokumentieren zu können, hat der BSS (Bundesverband Schimmelpilzsanierung) ein Schimmelpilzspürhundzertifikat entwickelt, mit dem die Leistung des Spürhundführer-Spürhund-Teams unter praxisnahen Bedingungen dokumentiert werden kann.
Aufgrund der unterschiedlichen Standpunkte zum Einsatz von Schimmelpilzspürhunden und der Fehlermöglichkeiten, die bei der Interpretation von Spürhundmarkierungen auftreten können, ist eine abschließende Überprüfung der lokalisierten Bereiche mit mikrobiologischen Analysen notwendig. Am sichersten können diese Bereiche durch die Entnahme von Materialproben bewertet werden.
Lokalisieren von verdeckten Schimmelschäden mit Schimmelspürhunden incl. Argumente „für“ und „wider“ Hundeeinsätze
Die Erfassung von verdeckten Schäden stellt hohe Anforderungen an den Sachverständigen. Um verdeckte mikrobielle Schäden effizient erfassen zu können, muss der Sachverständige typische Schadensbilder und Schadensursachen kennen (Kondensationsfeuchtigkeit, aufsteigende und durchdringende Feuchtigkeit, Leckagen, Wärmebrücken, fehlerhafte Innendämmung oder Dampfbremsen, siehe Abb. 1). Zusätzlich werden gute Kenntnisse über Bauphysik, gängige Gebäudekonstruktionen und mikrobiologische Untersuchungstechniken benötigt.
In vielen Situationen können bereits mit einfachen Temperatur- oder Feuchtigkeitsmessungen gute Hinweise auf vermutliche Schadensbereiche ermittelt werden. In anderen Fällen müssen Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen mit Blower-Door- und Luftstrommessungen kombiniert werden. In einzelnen Fällen werden auch vor einer Öffnung von Wand- oder Bodenkonstruktionen Luft- (MVOC-, Luftkeim- oder Gesamtsporensammlung) und Staubuntersuchungen durchgeführt, um Hinweise auf verdeckte Schäden zu bekommen.
Mit mikrobiologischen Luft- oder Staubuntersuchungen können allerdings bestenfalls Auswirkungen von Schadensbereichen auf die Raumluft oder in Staubablagerungen erkannt werden. Eine Schadenslokalisation ist jedoch nicht möglich. Zusätzlich zu bauphysikalischen Methoden werden auch Schimmelpilzspürhunde zur Lokalisierung von mikrobiellen Schäden eingesetzt.
Hunde haben einen ausgeprägten Geruchssinn und werden deshalb mit Erfolg seit vielen Jahren zur Suche von Sprengstoff, Drogen oder sogar verschütteten Menschen eingesetzt. Weiterhin gibt es speziell trainierte Spürhunde, die auch zum Auffinden von Pilzen (Trüffeln) eingesetzt werden.
In Deutschland werden Spürhunde seit ca. 20 Jahren zur Ermittlung von verdeckten mikrobiellen Schäden eingesetzt. Im Gegensatz zu den zahlreichen etablierten und unbestritten erfolgreichen Einsätzen von Spürhunden wird der Einsatz von Spürhunden zum Auffinden von verdeckten mikrobiellen Schäden in Gebäuden von einem Teil der Sachverständigen vehement abgelehnt. Diese Ablehnung wird mit unterschiedlichen Argumenten begründet.
Einige Sachverständige halten den Einsatz von Spürhunden bereits aus theoretischen Überlegungen für nicht sinnvoll, weil das Geruchsbild von mikrobiellen Schäden nicht klar abgegrenzt und auch nicht einheitlich sein kann. Es wird argumentiert, dass es sehr viele unterschiedliche Schimmelpilz- und Bakterienarten gibt, die jeweils abweichende Geruchskomponenten bilden können und deren „Geruchsbild“ auch von dem jeweils genutzten Substrat (Baumaterialien, wie z.B. mineralische Baustoffe, Holzwerkstoffe oder Kunststoffe) abhängt.
Einzelne Sachverständige haben negative Erfahrungen mit dem Einsatz von Spürhunden gemacht, weil ein Einsatz zu keinem nachvollziehbaren Markierungsmuster geführt hat oder die mikrobielle Analyse entsprechender Proben keine Hinweise auf eine mikrobielle Belastung ergeben hat. Ein kritischer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Geruchsschwelle, ab der eine Markierung erfolgt. Wird ein Spürhund auf eine sehr geringe Geruchsschwelle trainiert, kann es zu Fehlanzeigen kommen, da geringe Gerüche bereits von kleineren Staubansammlungen abgegeben werden und auch Materialien aus Naturstoffen (Kork, Holz etc.) in der Regel geringe mikrobielle Biomassen enthalten. Andererseits wird von einem Spürhund erwartet, dass er auch verdeckte mikrobielle Schäden, von denen nur geringe Geruchmengen an die Raumluft abgegeben werden, auffindet.
Ein häufig angeführtes Argument ist auch die Körpergröße der Hunde und der daher begrenzte Bereich, den ein Spürhund erfassen kann. Es wird häufig behauptet, dass höhere Wand- oder Deckenbereiche nicht angezeigt werden können (vgl. Abb. 2).
Sachverständige, die den Einsatz von Spürhunden für sinnvoll halten, argumentieren, dass die Ausbildung der Spürhunde nicht einheitlich ist und von der Qualität einzelner Spürhunde nicht auf alle Spürhunde geschlossen werden kann. Weiterhin können negative Erfahrungen bei Spürhundeinsätzen auch dann entstehen, wenn der Spürhund-Führer die Markierung seines Hundes nicht sicher interpretieren kann („Lesen des Spürhundes“).
Außerdem können Spürhund-Markierungen von unerfahrenen Sachverständigen falsch interpretiert werden, sodass der Vorwurf von scheinbar falsch positiven Markierungen entsteht. Häufig genannt wird die Markierung von Steckdosen oder von größeren Staubansammlungen. In anderen Fällen werden von markierten Bereichen Proben entnommen, die den vorhandenen Schaden nicht oder nur geringfügig widerspiegeln. Die Vielzahl der möglichen Geruchskomponenten sowie die Tatsache, dass verschiedene Gerüche nicht ausschließlich bei mikrobiellen Schäden auftreten, sondern auch in anderen Zusammenhängen (Kochen, Backen, Pflanzen, Bioabfälle), wird nicht bestritten, aber nicht als Grund akzeptiert, auf diese Methode zu verzichten.
Es wird auf positive Erfahrungen mit gut trainierten Hunden verwiesen, die sich als ein geeignetes Werkzeug für eine Lokalisierung von mikrobiellen Schäden herausgestellt haben. Wenn diese Bereiche für den Hund nicht zugänglich sind, ist ggf. auf ein anderes Werkzeug auszuweichen (z.B. Feuchtigkeits- und Temperaturmessungen). Die Einschränkung, dass hohe Wandbereiche oder Deckenbereiche nicht erkannt werden können, wird dagegen nur als eine Teileinschränkung gewertet, da gut trainierte Spürhunde durch ihre Körper- bzw. Nasenausrichtung auf Gerüche hinweisen können, die z. B. von einer Decke nach unten fallen (vgl. Abb. 2).
Die aufgeführten Argumente weisen bereits darauf hin, dass ein erfolgreicher Spürhundeinsatz von verschiedenen Komponenten abhängt, von denen eine gute Spürhundausbildung nur eine Grundvoraussetzung ist. Wie oben bereits angeführt, ist das „Lesen“ des Spürhundes ebenfalls eine wichtige Komponente, sodass auch das Zusammenspiel zwischen Spürhundführer und Spürhund über den Erfolg oder Misserfolg eines Spürhundeinsatzes entscheidet. Oft unterschätzte Aspekte sind die aktuellen Bedingungen vor Ort bzw. die Kenntnisse von speziellen Besonderheiten, wenn z. B. aufgrund von Unterdruckverhältnissen keine Geruchskomponenten aus den Schadensbereichen austreten können oder aufgrund von anhaltender Durchmischung der Raumluft sich kein für den Spürhund erkennbarer Geruchsgradient ergeben kann, was beispielsweise bei der Erfassung von Schäden in hohen Wand- oder Deckenbereichen wichtig ist.
Prinzipiell ist die mikrobiologische Analyse von Proben aus markierten Bereichen die beste Überprüfung der Spürhundarbeit. In der Praxis werden Proben allerdings nicht von den Spürhundführern entnommen, sondern von einem Sachverständigen, der die Proben nach seinen Vorgaben von einem Labor mikrobiologisch analysieren lässt. Ob zwischen dem Sachverständigen und dem Spürhundführer im Nachgang die Spürhundmarkierungen und die Laboranalysen ausgewertet werden, ist nicht sicher. Unter Berücksichtigung der widersprüchlichen Aussagen über den Einsatz von Spürhunden und möglicher Interpretationsfehler ist es nachvollziehbar, dass „Außenstehende“ sich in Hinblick auf die Qualität der Untersuchung nicht ausschließlich auf die Aussage eines Spürhundführers verlassen wollen.
Richtlinie „Prüfung von Schimmelpilzspürhunden“
Um den Erfolg und die Qualität von Spürhunden besser dokumentieren zu können, hat der BSS (Bundesverband Schimmelpilzsanierung) ein Spürhundzertifikat entwickelt, mit dem die Leistung des Spürhundführer-Spürhund-Teams unter praxisnahen Bedingungen dokumentiert werden kann. Die Richtlinie (siehe Abb. 3) wurde im Jahr 2012 als Gründruck zur Verfügung gestellt und wird nach kleineren Ergänzungen seit dem Jahr 2013 auf der Internetseite des BSS (1) angeboten. Die vom BSS ausgearbeitete Richtlinie „Prüfung von Schimmelpilzspürhunden“ legt fest:
- Welche Bedingungen die Prüfer erfüllen müssen.
- Welche Bedingungen ein Gebäude, in dem eine Prüfung stattfinden kann, erfüllen muss.
- Aus welchen Komponenten die Prüfung aufgebaut ist.
- Welche Geruchsproben bei den Prüfungen verwendet werden.
- Unter welchen Bedingungen eine Prüfung als bestanden gilt.
Zu 1: Von einem Prüfer wird erwartet, dass er mindestens seit 5 Jahren in der Ausbildung mit Spürhunden tätig ist und bereits einen Schimmelpilzspürhund ausgebildet hat. Weiterhin sollte er mindestens drei Jahre als Schimmelpilzspürhundführer gearbeitet haben.
Zu 2: Der Prüfungsort sollte mindestens zwei Räume enthalten. Es müssen unterschiedliche Materialien und Fußbodenbeläge vorhanden sein. Die Räume sollten zumindest eine einfache Möblierung aufweisen.
Zu 3: Voraussetzungen, um an der Schimmelpilzspürhundprüfung teilnehmen zu können, sind eine aktuelle Gesundheitsbescheinigung (nicht älter als 2 Monate) und ein aktuelle Wesensprüfung (nicht älter als 14 Tage). Zusätzlich muss ein Identitätsnachweis des Hundes (Mikrochip) erfolgen. In der Hauptprüfung müssen 3-5 Proben erkannt werden. Der Spürhundführer zeichnet die erfassten Markierungen in einen Plan ein.
Zu 4: Für die Prüfung werden Materialproben verwendet, die mit Mikroorganismen, die häufig in Feuchtigkeitsschäden auftreten, besiedelt wurden. Die Materialien sind entweder in Filterpapier oder direkt in Materialien wie z.B. Gipskartonplatten sporendicht eingeklebt.
Zu 5: Es müssen drei bis fünf Proben gefunden werden. Es darf maximal eine Fehlanzeige auftreten, d.h. es kann eine Probe überlaufen oder eine Probe zusätzlich angezeigt werden. Die Prüfer bewerten auch, wie erfolgreich der Spürhundführer seinen Spürhund lesen kann.
In der ersten Spürhundprüfung im Mai des Jahres 2013 konnte das Zertifikat nur an einen der drei Prüfungsteilnehmer vergeben werden. Die nächste BSS-Spürhundprüfung wird am 17. Mai 2014 (siehe www.BSS-Schimmelpilz.de) staatfinden.
Ähnlich wie in vielen anderen Bereichen, in denen Spürhunde eingesetzt werden (z. B. Drogenkontrolle), müssen auch beim Einsatz eines Schimmelpilzspürhundes die Anzeigen überprüft werden. Im Regelfall wird von einem Sachverständigen die Gesamtheit der Spürhundmarkierungen mit den Gegebenheiten vor Ort (z. B. Bauphysik, Nutzung, vermutete Schadensausdehnung) abgeglichen und zumindest aus den für die Bewertung relevanten Bereichen werden Proben zur mikrobiologischen Kontrolle entnommen. Die Entscheidung, in welchem Bereich Proben entnommen werden sowie die Auswahl der Materialschicht, die mikrobiologisch untersucht wird, hat für die Beurteilung, ob ein Spürhundeinsatz erfolgreich war, einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Qualität der Spürhundausbildung oder die Fähigkeit des Spürhundführers, seinen Hund zu lesen.
Bei der Erstellung der BSS-Richtlinie „Prüfung von Schimmelpilzspürhunden“ wurde bewusst darauf verzichtet, die Komponente „Sachverständiger“ in die Prüfung einzubeziehen, weil Spürhundführer mit ihrem Hund von unterschiedlichen Sachverständigen angefordert werden. Eine Richtlinie, die auf die Besonderheiten und Probleme bei der Interpretation von Schimmelpilzspürhundmarkierungen eingeht, ist in Planung.
Wesentlich: Überprüfung des Markierungsverhaltens von Schimmelpilzspürhunden durch Laboruntersuchungen
Neben der Interpretation der Spürhundmarkierungen und der Entnahme von Probenmaterial ist es die Aufgabe des Sachverständigen, je nach Fragestellung und Schadensbedingungen die geeigneten Analysemethoden festzulegen. Im Zusammenhang mit Spürhundmarkierungen werden in erster Linie Oberflächen- und Materialanalysen zur Verifizierung von Schadensbereichen durchgeführt.
Die Entscheidung, ob eine Oberflächen- oder eine Materialuntersuchung durchgeführt wird, ist sowohl von den Schadensbedingungen als auch vom Auftraggeber abhängig. Oberflächenuntersuchungen werden vor allem dann verwendet, wenn eine Materialzerstörung nicht zulässig ist und davon ausgegangen werden kann, dass nur die Materialoberfläche von Mikroorganismen bewachsen ist (z. B. geringe Kondensationsschäden) oder dass zumindest die Besiedlung der Materialoberfläche vergleichbar mit der Besiedlung in tieferen Materialschichten ist.
Durch die Probenahme von (massiven) Materialproben kommt es durch Bauteilöffnungen zu Zerstörungen, die vom Auftraggeber bzw. dem Gebäudebesitzer typischerweise genehmigt werden müssen. Im Regelfall werden innerhalb einer Bauteilöffnung Probenbereiche ausgewählt, die den Mikroorganismen die besten Lebensbedingungen bieten. Beispielswiese wird häufig die Unterseite der untersten Lage eines Schaumdämmstoffes in gedämmten Fußböden verwendet (siehe Abb. 4).
Im Gegensatz zu Oberflächenuntersuchungen kann mit Materialproben die Konzentration der Mikroorganismen im Verhältnis zum Materialgewicht ermittelt werden. Anhand der ermittelten Konzentrationen können Materialproben miteinander verglichen und gegenüber üblichen Hintergrundkonzentrationen bewertet werden. Die Erfassung von Mikroorganismen an bzw. in Oberflächen- oder Materialproben erfolgt überwiegend durch mikroskopische und kultivierungstechnische Methoden aber auch durch biochemische Untersuchungen.
Mikroskopische Methoden
haben im Vergleich zu den übrigen Methoden eine hohe Nachweisgrenze und eignen sich vor allem zur Erfassung von Mikroorganismen-konzentrationen, die deutlich über dem üblichen Hintergrundwert liegen. Der mikroskopische Nachweis erfolgt unabhängig von der Kultivierbarkeit der Mikroorganismen und kann daher auch zum Nachweis von abgetrockneten Altschäden oder desinfizierten Schäden eingesetzt werden. Ein Vorteil von mikroskopischen Methoden liegt auch darin, dass die Auswertung direkt nach dem Eintreffen der Probe im Labor erfolgen kann. Mit mikroskopischen Methoden ist allerdings nur eine eingeschränkte Differenzierung möglich, weil viele Merkmale, die z.B. für eine Artdifferenzierung notwendig sind, nicht erfasst werden können. Mikroskopische Materialuntersuchungen können mit zwei unterschiedlichen Methoden erfolgen. Die einfachste Methode ist die direkte Materialmikroskopie. Hierzu werden kleine Materialbereiche ohne vorherige Durchmischung präpariert und mikroskopiert. Diese Methode eignet sich vor allem dazu, am oder im Material gewachsenes Pilzmycel zu erfassen (siehe Abb.5).
Zusätzlich können auch Salze, Farbpartikel oder andere Probenauffälligkeiten zugeordnet werden. Für eine Quantifizierung der Mikroorganismen am Material ist die Methode allerdings nicht geeignet. Eine Quantifizierung aller mikrobiologischen Zellen im Material ist mit der Gesamtzellzahlmethode (siehe Abb. 6) möglich, bei der eine bestimmte Materialmenge zerkleinert und mit einer definierten Menge Waschpuffer suspendiert wird. Aliquot der Suspension werden für die Auszählung der Zellzahl verwendet. Es wird eine Zellzahl (tot und lebend) pro Gramm Material angegeben. Die Methode ist vergleichsweise arbeitsintensiv und hat eine sehr hohe Nachweisgrenze.
Kultivierungstechnische Untersuchungen
zeichnen sich durch eine niedrige Nachweisgrenze und eine weitreichende Differenzierung der Mikroorganismen aus. Kultivierungsmethoden sind immer dann angebracht, wenn gesundheitliche Fragestellungen beantwortet werden müssen. Mit kultivierungstechnischen Methoden können allerdings nur Mikroorganismen erfasst werden, die auf den angebotenen Nährmedien wachstumsfähig sind (siehe. Abb. 7).
Da nicht immer klar ist, ob die erfassten Kulturen aus Sporen oder Mycelstücken ausgewachsen sind, spricht man allgemein von „Kolonie Bildender Einheit“ (KBE). Aufgrund der Kultivierungszeit benötigen diese Untersuchungen in der Regel 10 bis 14 Tage.
Zur Erfassung von wachstumsfähigen Mikroorganismen auf Oberflächen werden spezielle Probenträger mit Nährmedien z. B. RODAC-Platten (Replicate Organism Detection and Counting) verwendet. Die Methode wurde für die Überprüfung gereinigter Oberflächen entwickelt und ist daher für die Quantifizierung von Mikroorganismen in Schadensbereichen aufgrund der hohen Konzentrationen nicht geeignet. RODAC-Platten können zur Überprüfung einer Desinfektion und zur Ermittlung der dominierenden Mikroorganismen im Schadensbereich verwendet werden.
Zur Erfassung der KBE-Konzentration in Materialproben wird eine Materialsuspension in Verdünnungen auf Nährmedien ausgespatelt. Diese Methode wird häufig für die Bewertung von mikrobiellen Schäden verwendet, da hierfür weitreichende Erfahrungen vorliegen und für unterschiedliche Materialien Hintergrundkonzentrationen existieren.
Optische Auffälligkeiten, wie z. B. Salzausblühungen oder Farbpartikel können mit dieser Methode nicht erfasst werden. Zur Erfassung nicht kultivierbarer Strukturen sowie abgestorbener Mikroorganismen auf Oberflächen können Folienkontakte verwendet werden (Siehe Abb. 8)
Unter den biochemischen Methoden wird vor allem die ATP-Bestimmung zur Erfassung der mikrobiellen Aktivität eingesetzt. Die Methode wird ursprünglich für Hygieneüberprüfungen von gereinigten Oberflächen eingesetzt und ist relativ empfindlich. Die Methode kann vor Ort und im Labor eingesetzt werden und liefert innerhalb kurzer Zeit einen Messwert, der als Summenparameter die mikrobielle Aktivität der Probe darstellt. Eine Differenzierung zwischen Pilzen und Bakterien ist nicht möglich. Weiterhin können die Messwerte nicht mit einer Zellzahl ins Verhältnis gesetzt werden, weil je nach Mikroorganismenarten unterschiedlich viel ATP freigesetzt werden kann und darüber hinaus die Freisetzung von ATP auch vom physiologischen Zustand der Zellen abhängt. Prinzipiell könnten daher sehr viele „ruhende“ bzw. inaktive Zellen einen ähnlichen Messwert wie wenige hoch aktive Zellen verursachen.
Die Untersuchung von mikrobiologischen Schäden im Innenraum wird in der VDI 4300 Blatt 10 beschrieben (2). In der DIN ISO 16000 Reihe werden neben der Probenahme-strategie (3) auch die Probenahme von Materialproben (4), Luftprobenahme durch Filtration (5) und Impaktion (6) sowie wichtige Kenngröße bei Kultivierungsverfahren (7) beschrieben.
Literatur
(1) Bundesverband Schimmelpilzsanierung e. V., 2012: BSS- Richtlinie “Prüfung von Schimmelpilzspürhunden“, Im Brühl 1, 55743 Kirschweiler/ Idar-Oberstein,
info@bss-schimmelpilz.de; www.bss-schimmelpilz.de
(2) VDI 4300 (Blatt 10), 2008: Messen von Innenraumluftverunreinigungen – Mess-strategien zum Nachweis von Schimmelpilzen in Innenräumen,
(3) DIN ISO 16000-19, 2012: Innenraumluftverunreinigungen – Probenahmestrategie für Schimmelpilze
(4) DIN ISO 16000-21, 2012: Innenraumluftverunreinigungen: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Probenahme von Materialien
(5) DIN ISO 16000-16, 2008: Innenraumluftverunreinigungen – Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Probenahme durch Filtration
(6) DIN ISO 16000-18, 2011: Innenraumluftverunreinigungen – Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Probenahme durch Impaktion
(7) DIN ISO 16000-17, 2008: Innenraumluftverunreinigungen – Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Kultivierungsverfahren
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Erkennen von verdeckten Schimmelschäden: Laboranalytik, Hundeausbildung, Leitfäden, …