(Bau-)Schäden und ihre Ursachen (sollten oder) müssen immer dann beseitigt werden, wenn weitere (Folge-)Schäden entstehen (können). Auf Feuchte- und Schimmelschäden trifft dies in der Regel nicht zuletzt auch schon zu wegen der von ihnen eventuell ausgehenden Gefahren für die Gesundheit der (Gebäude-)Nutzer.
Fachbeitrag im Rahmen des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums
»Der Teufel steckt im Detail« sagt ein altes Sprichwort.
Kleine Dinge können Verursacher großer Übel sein. Daher achtet der Krieger des Lichts auf sie.
Aus Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts.
(Bau-)Schäden und ihre Ursachen (sollten oder) müssen immer dann beseitigt werden, wenn weitere (Folge-)Schäden entstehen (können). Auf Feuchte- und Schimmelschäden trifft dies in der Regel nicht zuletzt auch schon zu wegen der von ihnen eventuell ausgehenden Gefahren für die Gesundheit der (Gebäude-)Nutzer. In diesem Fall sollte es (schon aus wirtschaftlichem Interesse und zum Werterhalt der dafür notwendigen Investitionen) selbstverständlich sein, die (Bau-)Maßnahme(n) zur Beseitigung der (Bau-)Schäden so zu konzipieren, dass es nicht gleich wieder zum (Bau-)Schaden und dann zur „Sanierung der Sanierung“ kommt. Noch besser wäre es allerdings, von vorn herein so zu bauen, dass gar keine wesentlichen (Bau-)Schäden eintreten (können) oder (wenigstens) ihr Umfang möglichst gering bleibt. Denn:
Billig ist teurer als richtig!
Dies erfordert aber konsequente und interdisziplinäre Analyse bereits begutachteter (Bau-)Schäden sowie phantasievollen und von Vorurteilen freien aber trotzdem vorausschauenden Umgang mit neuen und bewährten alten (Konstruktions-)Ideen.
Aus Schaden wird man klug!
Bauen gestern und heute
Für den Einzelnen am Bau Beteiligten können derartige Prozesse der Erkenntnis jedoch unter Umständen mit (sehr) hohen und möglicherweise Existenz gefährdenden finanziellen Verlusten verbunden und deshalb (sehr) schmerzlich sein. Trotzdem verstecken sich viele von ihnen immer wieder hinter (Schein-)Argumenten wie: „Das haben wir schon immer so gemacht!“
Schließlich kann man die Welt nicht jeden Tag neu erfinden und neu erklären. Deshalb halten Menschen (und Tiere) im Allgemeinen an einmal gefundenen Lösungen fest. Dies kann aber fatale Wirkungen haben. Wenn sie dies nämlich auch dann tun, wenn die (Rahmen-)Bedingungen sich schon so weit geändert haben, dass die (früher) einmal gefundenen, damals vielleicht besten oder gar einzig möglichen Lösungen nicht mehr zutreffen, werden sie zum Problem.
Also: Heute so bauen wie gestern?
Auch ohne (Bau-)Schäden kann dies keine passende Antwort auf die im steten Wandel begriffenen und deshalb immer wieder stark veränderten Rahmenbedingungen beim Bauen sein. Schließlich bestimmt heute kaum mehr über Generationen hinweg gewachsene und überlieferte Handwerkstradition das (Bau-)Geschehen, sondern (fast) nur noch (vermeintlicher) Zeit- und Kostendruck.
Feuchtigkeit ist die Grundlage für jede mikrobielle Aktivität
Die immer schnellere Errichtung immer dichterer Gebäudehüllen macht jedenfalls einen bewussten Umgang mit Wasser beziehungsweise Feuchtigkeit als Ursache mikrobiellen Wachstums notwendig. Es bedarf also auch der (vorausschauenden) Planung, wann wodurch wieviel Feuchtigkeit in ein Bauwerk eingebracht wird und wie dies gegebenenfalls vermieden oder zumindest so gesteuert werden kann, dass es dadurch nicht zu mikrobiellen (Bau-)Schäden kommt (2).
Ein derart konsequentes (Bau-)Feuchtemanagement setzt zum einen auf Vermeidungsstrategien sowie auf Maßnahmen zur Reduzierung von Feuchte zum Beispiel durch (Bau-)Trocknung, zum anderen auf wenig Feuchte empfindliche und deshalb schadenstolerante (Bau-)Konstruktionen und -Materialien.
Die meisten der von uns durch systematische Untersuchungen in den letzten Jahren (schon) in Neubauten festgestellten (zunächst) verdeckten, nicht sichtbaren mikrobiellen (Bau-)Schäden betreffen einerseits die Fußbodenkonstruktionen (3) und andererseits die Dachkonstruktionen.
Für (Dach-)Konstruktionen bedeutet dies im Allgemeinen, dass gegebenenfalls die dort eingebauten Wärmedämmschichten sowie auch tragende und nicht tragende Holzbauteile erheblich mikrobiell belastet sind. Da diese über handwerklich auch bei sehr sorgfältiger Art der (Bau-)Ausführung nicht vollständig zu vermeidende Undichten mit der Raumluft des Gebäudes unmittelbar in Verbindung stehen, werden beim steten Wechsel zwischen Winddruck- und -sog insbesondere gasförmige Bestandteile dieser Schimmelpilz- und Bakterienbelastungen wie zum Beispiel MVOC (microbial volatile organic compounds) und / oder andere geruchsaktive Verbindungen (wie sie zum Beispiel bei der Zersetzung des Coatings von Mineralfasern in Wärmedämmschichten unter Einwirkung von Feuchte entstehen) in die Raumluft (ein-)geblasen beziehungsweise eingetragen. Auf die Raumlufthygiene wirkt sich dies alles (eher) ungünstig aus.
Wirtschaftliche Gesichtspunkte
Zur Beseitigung solcher (Bau-)Schäden müssen diese (Dach-)Konstruktionen beziehungsweise einzelne ihrer (Bau-)Teile und ihrer Schichten deshalb wieder ausgebaut und durch mikrobiell unbelastete ersetzt werden. Auch bei kleineren Gebäuden wird für die in diesem Zusammenhang notwendigen (Bau-)Maßnahmen in der Regel mindestens ein höherer fünfstelliger (Euro-)Betrag aufzuwenden sein.
Schon aus wirtschaftlicher Sicht wäre es also vernünftig, derartige (Bau-)Schäden möglichst zu vermeiden, wenn dies mit verhältnismäßig geringem (finanziellen) Aufwand machbar ist. Dazu muss man aber zunächst die möglichen (Bau-) Schadensursachen kennen. Diese sind, was derartige (Bau-)Schäden in Dachkonstruktionen angeht, in der Regel zu finden
- bei der Auswahl von zu feuchter und / oder ungeeigneter und / oder bereits mikrobiell belasteter (Bau-)Materialien und / oder
- in (Bau-)Fehlern bei Planung und / oder Organisation und / oder Überwachung des (Bau-)Ablaufs und / oder
- in (Bau-)Fehlern bei Planung und / oder Überwachung der (Bau-)Ausführung beziehungsweise (Bau-)Konstruktion und / oder
- in (bau-)fehlerhafter (Bau-)Ausführung.
Zur Vermeidung derartiger (Bau-)Schäden ist es deshalb erforderlich, zum einen handwerklich machbare und möglichst (bau-)schadenstolerante (Bau-)Konstruktionen mit möglichst geringem (Bau-)Schadensrisiko zu wählen sowie diese zum anderen zur richtigen Zeit und aus geeigneten (Bau-)Materialien herzustellen.
Belüftete (und nicht belüftete) Dachkonstruktionen
Die (Grund-)Voraussetzungen dafür werden bei der (Bau-)Planung (und den damit einhergehenden Beratungsleistungen beziehungsweise –pflichten) geschaffen und bei der handwerklichen Herstellung der (Bau-)Konstruktion[en] sowie deren Überwachung umgesetzt.
Dabei sind nicht belüftete (Dach-)Konstruktionen – im Vergleich zu belüfteten – wesentlich anfälliger für (Bau-)Schäden:
- Dass die für die Regensicherheit der Dachdeckung einzubauenden so genannten Zusatzmaßnahmen tatsächlich dauerhaft ausreichend wasserundurchlässig oder gar wasserdicht sind, ist nicht sicher gestellt.
Zum Beispiel durch Einwirkung von Mikroorganismen und/ oder UV-Strahlung und/ oder stetige (Ver-)Änderungen von Materialfeuchte(n) und/ oder -temperatur(en) und damit einhergehende Länge- und Volumenänderungen können sich die (zunächst im Labor festgestellten) Materialeigenschaften nämlich (in der Praxis nach und nach) ungünstig verändern. - Dass die als Zusatzmaßnahme zur Regensicherheit eingebauten Unterdächer zum Beispiel aus Unterdeckbahnen oder Unterdeckplatten tatsächlich dauerhaft genügend diffusionsoffen sind, ist nicht sicher gestellt.
Zum Beispiel durch Umwelteinflüsse und dadurch verursachte Verschmutzungen, Einwirkung von Mikroorganismen und / oder UV-Strahlung und / oder stetige
(Ver-)Änderungen von Materialfeuchte[n] und / oder -temperatur[en] und damit einhergehende Länge- und Volumenänderungen können sich die (zunächst im Labor festgestellten) Materialeigenschaften nämlich (in der Praxis nach und nach) ungünstig verändern. - Nach den Ergebnissen von Forschungen am Lehrstuhl für Strömungsmechanik an der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, bei denen Berechnungsverfahren angewandt wurden, die in weiten Bereichen der Industrie Anwendung finden, um verlässliche Aussagen über strömungsbedingte Wärme- und Stofftransportprozesse zu erhalten, kann es in nicht hinterlüfteten geneigten Dachkonstruktionen insbesondere in der Nähe der so genannten Zusatzmaßnahmen zu relativen Luftfeuchten knapp unter 100 % kommen (4, 5).
- Gerade deshalb (oder trotzdem) müssen (auch) belüftete (Dach-)Konstruktionen so konzipiert werden, dass die raumseitigen (Bauteil-)Schichten möglichst luft- und
(verhältnismäßig) dampfdicht hergestellt werden.
Anmerkung:
Nicht belüftete und deshalb verhältnismäßig dampfdichte (Blech-) Dachdeckungen und/ oder Dachschalungen aus Holzwerkstoffplatten oder Brettern ohne nennenswerte(n) Fugenanteil(e) sind deshalb – wie übrigens auch in eventuellen nicht belüfteten (Dach-)Konstruktionen – grundsätzlich zu vermeiden (siehe Abb. 1 – 3).
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