Auch wenn die Leitthematik des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums „Die Sanierung der Sanierung“ bei einer ersten Wahrnehmung ein Schmunzeln, ein Stirnrunzeln oder gar einen Seufzer hervorrufen mag, handelt es sich hierbei – insbesondere in Bezug auf die Schimmelpilzproblematik im Bauwesen – um eine mittlerweile ernsthafte und an Gewichtigkeit zunehmende Problematik…
Fachbeitrag im Rahmen des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums
Auch wenn die Leitthematik des 4. Würzburger Schimmelpilz-Forums „Die Sanierung der Sanierung“ bei einer ersten Wahrnehmung ein Schmunzeln, ein Stirnrunzeln oder gar einen Seufzer hervorrufen mag, handelt es sich hierbei – insbesondere in Bezug auf die Schimmelpilzproblematik im Bauwesen – um eine mittlerweile ernsthafte und an Gewichtigkeit zunehmende Problematik. Inzwischen spezialisieren sich nicht nur Sachverständigenbüros, sondern auch immer mehr Bauplanungs- und -realisierungsbüros auf dieses „zukunftsträchtige“ Geschäftsfeld.
Unter der Prämisse des Energieeinsparens werden oftmals an über Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten bauphysikalisch einwandfrei funktionierenden Bauwerken Maßnahmen zur Minderung der Energieverluste vorgenommen, meistens in Form des Fenstertausches und des Anbringens von Vollwärmeschutz. Im Grundsatz handelt es sich dabei um eine sehr wohl wirksame und zumeist auch adäquate Maßnahme zur Reduktion des Energieverbrauchs und somit auch der CO2eq-Emissionen im Gebäudebetrieb. Bedauerlicherweise aber erfolgt die Umsetzung der thermischen Optimierung ohne eine ausreichende bauphysikalische Begleitplanung und ohne die gebotene Ausführungssorgfalt.
Die Folgen solcher Maßnahmen treten in aller Regel erst mit einer erheblichen zeitlichen Verzögerung zu Tage. Lange Zeit unentdeckt kommt es im Inneren der Konstruktion zu Kondensationserscheinungen, zumeist im Anschlussbereich von Fenstern, von Sockel, von Balkonplatten oder im Dachbereich. Nicht selten liegt die Ursache für Kondensationserscheinungen im Bauwerk auch in fehlerhaft angebrachten oder gar fehlenden Dampfsperren. Die Folge der periodischen oder auch dauerhaften Feuchtigkeitseinträge in die Baukonstruktion ist typischerweise „verdeckter Schimmel“.
Doch selbst bei konstruktiv korrekter Ausführung der thermischen Ertüchtigung des Gebäudes bleibt zu beachten, dass seine Nutzungstoleranzen eine charakterliche Veränderung erfahren. Die nunmehr dichte Gebäudehülle gestattet (zumal oftmals bei Sanierungen auf die Installation von Lüftungsanlagen verzichtet wird) in der Regel nunmehr geringere Feuchtigkeitseinträge in der Nutzung. Die kumulative Wirkung von feuchtigkeitsemittierenden Haushaltsarbeiten vermag ebenfalls zu Schadensbildern führen, allerdings zumeist im innenseitigen Bereich der Gebäudehülle und oftmals auch sichtbar.
Die beschriebene Schadensproblematik soll aber in keiner Weise die Legitimität der energetischen und ökologischen Ertüchtigung von Bestandsbauten in Frage stellen, die einen wesentlichen Beitrag in der Verfolgung von Klimazielen und in der Lösungsfindung von Energiefragen leistet. Vielmehr stellt sie uns vor die Herausforderung, wirksame Lösungsansätze in der Schadensprävention und optimierte Methoden in der Mängelbehebung zu entwickeln.
Die strategischen Präventionsansätze dürfen sich aber nicht allein auf Produkt- und Systementwicklungen beschränken. Vielmehr gilt es, das Bewusstsein für Mängel in der Bausanierung sowohl in Planungs- und Ausführungsfachkreisen als auch bei Bauherrschaften und Gebäudebetreibern zu schärfen. Hierzu ist die interdisziplinäre Aufarbeitung und Vermittlung des erforderlichen Fachwissens unabdingbar. Die in der öffentlichen Wahrnehmung immer gewichtigeren Schadensdiskussionen dürften hierzu sicherlich einen Anreiz geben.
Angesichts der im Bauwesen immer häufiger auftretenden Schadensfälle ist aber auch die Frage nach der Schadensdetektion und nach der Ursachenermittlung zu stellen. Welche Methoden erweisen sich als wirksam und praktikabel zur Aufdeckung nicht sichtbarer, aus Sanierungen hervorgehender Mängel? Und durch welche Ermittlungsprozesse lassen sich die Schadensursachen feststellen? Zur Abhandlung dieser Fragestellungen kann zwar bereits heute auf umfangreiche Erfahrungen und breite Wissensgrundlagen zurückgegriffen werden, doch stehen wir in erster Linie vor der Herausforderung, das vorliegende Themenfeld überhaupt in der mit einiger Trägheit sich wandelnden Baupraxis zu etablieren.
Und letztlich gilt es auch, für die ermittelten Sanierungsmängel Methoden für deren Behebung zu entwickeln und nach Gesichtspunkten der Effektivität und wirtschaftlichen Tragbarkeit zu optimieren. Der in der Praxis nur allzu häufige Griff zum Desinfektionsmittel erweist sich bedauerlicherweise nur in ausgesprochen wenigen Fällen als eine wirkungsvolle und dauerhafte Form der Mängelbehebung. Vielmehr besteht die Sanierung der Sanierung in der Behebung der schadensverursachenden Konstruktionsteile und in der Auswechslung der biologisch kontaminierten Baukomponenten, eine sehr oft besonders kostspielige Angelegenheit.
Das nunmehr zum vierten Mal stattfindende Würzburger Schimmelpilz-Forum stellt sich die Aufgabe, die beschriebenen Facetten der „Sanierung der Sanierung“ disziplinübergreifend und von verschiedenen Perspektiven aus zu beleuchten. Auf diese Art und Weise soll eine differenzierte und fachlich vertiefte Darstellung einer Problematik im Bauwesen erfolgen, die in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen und die öffentliche Diskussion prägen wird. Einzig mittels einer gesamtheitlichen Herangehensweise in der Lösungsentwicklung zur Ermittlung, Behebung und Prävention von sanieungsbedingten Baumängeln wird es möglich sein, diesen wachsenden Herausforderungen im Bauwesen adäquate Methoden bereitzustellen.
Möge das 4. Würzburger Schimmelpilz Forum einen Beitrag zu einer holistischen Wahrnehmung der thematisierten Problematik geleistet und hieraus Wege zu deren Lösung aufgezeichnet und diskutiert werden, die aber auch in der Praxis ihren Einzug finden mögen.
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